Röntgendosis
kann erheblich gesenkt werden
Die
Strahlendosis bei Röntgenuntersuchungen kann bis zu 85%
reduziert werden. Das ergaben Untersuchungen des Jenaer
Oberarztes Dr. Jens-Peter Heyne vom Institut für Diagnostische
und Interventionelle Radiologie der Friedrich-Schiller-Universität.
Heyne
wurde im Rahmen der 42. wissenschaftlichen Jahrestagung
der Deutschen Strahlenschutzärzte im Mai 2001 für seine
Arbeit "Reduktion der Strahlenexposition mittels Speicherfolienradiographie"
mit der höchsten Auszeichnung der deutschen Strahlenmedizin,
dem Hanns-Langendorff-Preis ausgezeichnet. Bei den von Heyne
eingesetzten Speicherfolien handelt es sich um digitale
Medien, die den klassischen Röntgenfilm in der Radiologie
zunehmend ersetzen.
Heyne
ist in seiner Arbeit der Frage nachgegegangen, ob und wieweit
die Dosis bei diesem Verfahren generell und in Abhängigkeit
von der zu untersuchenden Fragestellung gesenkt werden kann,
ohne die Qualität und diagnostische Aussagekraft der Röntgenaufnahme
zu beeinträchtigen. Bei seinen Studien an verschiedenen
naturgetreuen Knochenphantomen und anatomischen Objekten
kam der Jenaer Radiologe zu dem Ergebnis, dass bei Schädelaufnahmen
die Röntgendosis auf mindestens 56 % des bisher applizierten
Wertes gesenkt werden kann, bei Handaufnahmen auf 52 %,
bei Untersuchungen des Beckens auf mindestens 78 bis 50
% und beim Röntgen der Lendenwirbelsäule auf 44 bis 26 %.
Zur Stellungskontrolle nach einem Knochenbruch z. B. reichten
sogar 15 bis 23% der bisher verwendeten Strahlendosis.
"Eine
geringere Strahlendosis führte beim konventionellen Röntgen
zwangsläufig zu einer unterbelichteten, nicht verwertbaren
Aufnahme", erläutert Heyne. "Die digitale Aufnahme liefert
dagegen durch die Optimierung der Grauwertzuteilung praktisch
immer ein verwertbares Bild." Senkt man die Dosis, steigt
zwar sukkzessive das Bildrauschen an. In vielen Fällen,
so der Mediziner, könne man dieses Rauschen aber durchaus
tolerieren, solange es eine eindeutige Diagnose zu lasse.
Außerdem müsse man die Dosis bei bestimmten Aufnahmen auch
auf die Gewebedicke individuell einstellen. Grundsätzlich
habe er aber gezeigt, dass in jedem Fall eine erhebliche
Reduktion der Strahlenexposition möglich sei.
Am
Klinikum der Friedrich-Schiller-Universität wird die Speicherfolienradiographie
bereits seit einigen Jahren genutzt. Bei dem Verfahren wird
eine Speicherfolie mit Röntgenstrahlen belichtet, digital
ausgelesen, gelöscht und wiederverwendet. Das Bild erscheint
auf einem Monitor und kann im Bedarfsfall auf einen Laserfilm
ausgedruckt werden. Derzeit wird am Universitätsklinikum
Jena noch mit diesen ausgedruckten Filmen gearbeitet, aber
nach und nach sollen die Stationen mit Monitoren ausgestattet
werden, an denen die behandelnden Ärzte sich Röntgenaufnahmen
ohne Ausdruck über das Kliniknetzwerk ansehen können.
Noch
wird in der Praxis nicht mit den von Heyne ermittelten niedrigeren
Werten gearbeitet. "Das ist erst einmal ein völlig neuer
Ansatz, dem weitere Untersuchungen folgen müssen", so der
Röntgenspezialist. Aber da Strahlenmediziner verpflichtet
sind, sich für den Strahlenschutz einzusetzen und mit so
wenig Röntgenstrahlung wie nötig zu arbeiten, werde seine
Idee auch in die Praxis Eingang finden, hofft Heyne. Dann
können die Patienten weltweit mit weniger Dosis geröntgt
werden.
(Quelle:
Pressestelle der Universität Jena; Informationsdienst Wissenschaft;
Mai 2001)
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